Über die Relation von Buchstaben & die UnMöglichkeit Kategorie
Inhaltsverzeichnis
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Welche Type bist du so?
F – alles eine Frage der Perspektive?
Also wer spricht jetzt?
Von schwingenden Körpern
UnMöglichkeit Kategorie
In fünf Tagen nach Harlem und zurück
Es gibt (k)eine Hierarchie der Unterdrückung
Wer zum Teufel ist Q?
Monolog zum Schluss
Literaturverzeichnis
Aus dem Kapitel ‘Welche Type bist du so?’
Mich verwirrt immer mehr die Aneinanderreihung all dieser Buchstaben im LGBTIAQ+ Kontext. Wofür steht denn diese Allianz? Was soll denn eigentlich genau der gemeinsame Nenner sein? Na ja, ein paar Dinge sind offensichtlich, alle Personen, die innerhalb dieser einzelnen Buchstabenkategorien verortet werden, sind von patriarchalen und kapitalistischen Machtverhältnissen unterdrückt. Alle sind von (cis)Sexismus betroffen und werden ent-menschlicht. Ihre Körper, ihr sexuelles Begehren oder Nichtbegehren, ihre körperliche Repräsentation entsprechen nicht der heteronormativen Vorstellung. Das ist ja schon mal ganz schön viel. Also von der Warte aus lohnt es sich vermutlich schon, unterschiedliche Buchstaben aneinanderzureihen um sie in Diskurse zu mischen, in politische Arbeit einzubringen und solidarische Banden zu gründen.
Das + am Ende, mutet dann doch etwas speziell an. Es steht etwas unordentlich in der Landschaft und bedeutet sowas wie ein Spektrum von weiteren Möglichkeiten. Es könnte auch auf die Prozesshaftigkeit von Identifizierungen hinweisen oder schlicht auf die unendlichen Variationen davon. Das gute an + ist auch, dass es eben keiner spezifischen Kategorie angehört, zumindest nicht lesbar. Na ja, für viele Personen würde das aber auch wieder so etwas wie eine Unsichtbarkeit zu ihren Ungunsten bedeuten. Sichtbarkeit in der Gesellschaft ist ja auch ein Grund, dass es zur Buchstabenallianz gekommen ist.
Aus dem Kapitel ‘UnMöglichkeit Kategorie’
Die Kategorie kann als Fluch und Glück gleichzeitig verstanden werden. Die Kategorie als Ordnung schaffende sprechbar, deskriptiv, verwendbar. Die Kategorie als Gliederung verschiedener Realitäten, Narrativ bildende und Orientierung bietende. Die Kategorie als Instrument, um strukturelle Repressionen aufzuzeigen, Kategorie als Argument für politische Arbeit. Die Kategorie um politische und wissenschaftliche Analysen vorzunehmen. Kategorien, um sich in der Forschung auszudrücken.Die Kategorie als reproduzierende und wiederaufrufende.Die Kategorie, aufzwingend, identifizierend und einschreibend.Die Kategorie als vorwiegend Diskriminierungen beschreibende.Die Kategorie als begrenzende, abschliessende und ausschliessende. Kategorie als normalisierende, statische und unreflektierte. Soziale Kategorien, machtbasiert, die leicht zu Diskriminierungsformen mutieren, was wiederum nicht in der Kategorisierung selbst inne ist, sondern von gesellschaftlichen Prozessen hervorgerufen wird. Die Kategorie als immer wieder aufgerufene, selbst wenn sie von einzelnen positiv angeeignet und reflektiert wird, selbst wenn sie von der Bedeutung ausgeweitet wird. Die soziale Kategorie, die immer schon rassisiert und gegendert ist.
Schon solange wie es Feminismen gibt, ist die Überschneidung von Diskriminierung im Feminismus ein Thema und Kimberlé Crenshaw brachte Ende der 80er Jahre den Begriff Intersektionalität in die differenztheoretische Diskussion ein, um zu verdeutlichen, dass sexistische und rassistische Diskriminierungserfahrungen Schwarzer Frauen häufig nicht zu trennen sind. Crenshaw wählte die berühmte Metapher der Strassenkreuzung, um die Diskriminierung Schwarzer Frauen zu beschreiben. Der Verkehr kann in die eine oder andere Richtung fliessen. Passiert ein Unfall auf der Kreuzung, kann dieser durch zwei Autos aus einer, aus zwei unterschiedlichen oder im Extremfall aus allen Richtungen verursacht worden sein. Als Juristin hat Crenshaw die Erfahrung gemacht, dass die Justiz oft unfähig ist, Gewalt gegen Schwarze Frauen anzuerkennen, wenn nicht eindeutig ist, ob die Gewalt von der Betroffenen als Frau oder als Schwarze erfahren wurde. Deshalb hat sie versucht, zu erfassen, wie in der Rechtsprechung mit Fällen umgegangen wird, in denen sowohl Race als auch Gender eine Rolle spielen.
Bachelorarbeit | Bachelor in Fine Arts | Theorie | Zürcher Hochschule der Künste | 2018
Format: A5 Zine - 86 Seiten | Layout Aio Frei | Siebdruck Cover Pascale Schreibmüller
About the relation of letters & the (im)possibility category
Table of contents
What type are you?
F (W) - it's all a question of perspective?
So who is talking now?
About swinging bodies
Impossibility Category
To Harlem and back in five days
There is (no) hierarchy of oppression
Who the hell is Q?
Monologue at the end
Bibliography
From the chapter 'What type are you like?'
I am increasingly confused by the juxtaposition of all these letters in the LGBTIAQ+ context. What does this alliance stand for? What exactly is supposed to be the common denominator? Well, a few things are obvious, all persons located within these single letter categories are oppressed by patriarchal and capitalist power relations. All are affected by (cis)sexism and are de-humanized. Their bodies, their sexual desire or non-desire, their bodily representation do not conform to the heteronormative imagination. That's quite a bit. So from that point of view, it is probably worthwhile to string together different letters in order to mix them into discourses, to bring them into political work, and to form solidarity bonds.
The + at the end seems a bit special. It stands somewhat untidily in the landscape and means something like a spectrum of further possibilities. It could also refer to the processuality of identifications or simply to the infinite variations of them. The good thing about + is also that it just doesn't belong to any specific category, at least not legibly. Well, for many people this would also mean something like invisibility to their disadvantage. Visibility in the society is also a reason that it came to the letter alliance.
From the chapter '(Im)possibility Category'
The category can be understood as a curse and happiness at the same time. The category as creating order speakable, descriptive, usable. The category as outlining different realities, forming narratives and providing orientation. The category as an instrument to point out structural repressions, category as an argument for political work. The category to make political and scientific analysis. Categories to express themselves in research. The category as reproducing and recalling. The category, imposing, identifying and inscribing.The category as predominantly describing discriminations. The category as limiting, concluding and excluding. Category as normalizing, static and unreflective. Social categories, power-based, that easily mutate into forms of discrimination, which again is not inherent in the categorization itself, but is caused by social processes. The category as always invoked, even when positively appropriated and reflected by individuals, even when expanded by meaning. The social category that is always already racialized and counter-gendered.
For as long as feminisms have existed, the intersection of discrimination has been an issue in feminism, and Kimberlé Crenshaw introduced the term intersectionality into difference theory discussions in the late 1980s to illustrate that Black women's sexist and racist experiences of discrimination are often inseparable. Crenshaw chose the famous metaphor of the street intersection to describe discrimination against Black women. Traffic can flow one way or the other. If an accident happens at the intersection, it may have been caused by two cars coming from one direction, from two different directions, or in extreme cases from all directions. As a lawyer, Crenshaw's experience has been that the justice system is often unable to recognize violence against Black women unless it is clear whether the violence was experienced by the victim as a woman or as a Black woman. Therefore, she has attempted to map how cases involving both race and gender are handled in the legal system.
Bachelorarbeit | Bachelor in Fine Arts | Theorie | Zürcher Hochschule der Künste | 2018
Format: A5 Zine - 86 Seiten | Layout Aio Frei | Siebdruck Cover Pascale Schreibmüller